Heute schreibe ich aus einem Ort der Verletzlichkeit, als Mensch mit einer Geschichte und Verletzungen, mit Wut und Angst und vielen Tränen. Ich werde mir der Endlichkeit der Dinge bewusst, der Zerbrechlichkeit, die in allem, was lebt, verborgen liegt.
Alles, was geboren wird, stirbt; jeder Anfang trägt sein Ende in sich.
Oft schliessen wir unsere Augen vor dem Schmerz, vor der Angst vor Verlust und der Gewissheit des Endes von allem, was wir haben, lieben, leben. Wir merken, wie unsere Haut altert, wie Beziehungen sich verändern und manchmal zerbrechen. Und trotzdem sind wir nicht völlig im Bewusstsein darüber, was es heisst, endlich und verletzlich zu sein als Mensch.
Wir glauben, wir würden es nicht aushalten, dort an diesem Ort der Dunkelheit, der Verletzlichkeit und Endlichkeit stehen zu bleiben und zu fühlen – die Trauer, die Angst, die Tatsache als Mensch sterblich zu sein.
Wir klammern uns an Dinge, Menschen, Träume, als könnten wir der Gewissheit entfliehen, das alles endet. Oder wir flüchten in spirituelle Sphären, in denen Gott, wir selbst nie sterben und wir hoffen und glauben. Aber wir wissen nicht. Weil wir nie stehen bleiben und immer weiter (weg) rennen. Also bleibt alles nur stille Hoffnung.
Ich glaube der Weg führt uns nie über das Menschsein hinweg, sondern mitten durch. Ich glaube, eine unserer elementarsten und schwierigsten Aufgaben als Mensch ist Mensch zu sein, zu fühlen, verletzlich zu sein.
Ich glaube, der Weg führt nie über, unter oder neben dem Schmerz vorbei, sondern mitten durch. Der Weg zu Gott führt durch unser Menschsein, die Erfahrung von Einheit beinhaltet das Fühlen des Getrenntseins, unserer Menschlichkeit und Endlichkeit mit einer Geschichte voller Freude und Verletzungen.
In diesen Tagen bricht vieles auf, ungeahnte oder vergessene, verdrängte Räume zeigen sich in mir. Als würden Schalen und Verhärtungen aufgebrochen. Ich fühle mich offen, roh und verletzlich. Oft fluche ich darüber und bin gleichzeitig unendlich dankbar. Manchmal muss ich laut lachen. Ich wollte nie ein perfektes Leben, aber ein ehrliches, nahe bei mir selbst, nahe bei Gott.
Jetzt sitze ich auf meinem neuen Balkon und rauche den Joint, der mir meine Mutter heute mitgebracht hat. Ein seltenes Ritual. Ein schönes Ritual in seiner Seltenheit.
Ich muss schmunzeln. Gestern habe ich eine Stunde mit dem einen und dann eine Stunde mit dem anderen Exfreund telefoniert. Der eine sagte, in diesen Tagen komme viel hoch, viel Weiches. Ich sagte, das ist schön. Der andere schrieb mir nach dem Telefonat, dass er weinen muss. Wieder habe ich mich gefreut. Wir haben viel zu lange in der Härte und Kontrolle gelebt.
Ich wünsche mir kein perfektes Leben, aber ein ehrliches. Und einen Mann und Freunde, die auch meine und die eigene Verletzlichkeit sehen und aus-halten können. Oder es zumindest versuchen.
Namaste liebe Freunde, ich rauche noch einen Joint und bestelle mir dann eine Pizza 🙂