Stand by me – Liebe

Auf einer Ayhuasca-Reise in Peru da sang diese Stimme, die niemandem und gleichzeitig allem gehört: Stand by me – und ich fühlte: diese Zeilen sind von mir für mich selbst geschrieben.

Es gab Zeiten – und wer weiss, vielleicht werden sie zurück kehren – da stand ich ganz weit weg von mir selbst. Ich habe mich in allem und vor allem in allen möglichen Menschen – ja in zahlreichen Männern habe ich mich verloren. Einfach verloren gegangen bin ich; mir selbst immer wieder abhanden gekommen. Um mich dann in ihm und ihnen abermals zu suchen. Im Alkohol fast ertrunken, an Beziehungs-Abhägigkeit beinahe erstickt und vor der Angst alleine mit mir selbst zu sein jahrelang weggelaufen.

Nein, dies hier gibt kein Text, der sagt, ich bin nun erlöst, heil, heilig und erleuchtet. Es ist etwas Menschliches, das mich heute zum Schreiben bewegt – vielleicht, vielleicht könnte man es Selbstliebe nennen; eine Liebe konzeptlos-gross, eine Liebe, die auch den Selbsthass nicht ausschliesst – und auch den kenne ich nur allzu gut.

Aber heute sitze ich hier im Wohnzimmer eines Freundes und blicke zurück auf einen langen Weg, manchmal schmerzvoll, von Abhängigkeit, Leid und Sucht, Depression begleitet, aber auch von einer Gnade, die mich weiter- und tiefer gehen und die mich suchen liess, mich auf lange und manchmal beschwerliche Reisen schickte; Lehrer, Liebende und Geliebte, Hexen und Heiler begegneten mir – und ich immer mehr mir selbst.

Und heute sitze hier und ich mag es alleine zu sein. Ich verbringe wunderschöne Tage alleine mit mir selbst. Nicht nur, aber oft und auch wenn ich mir dann und wann und immer wieder einmal jemanden wünsche, jemanden, „who loves me madly“. Das eine schliesst das andere nicht aus und wenn wir beginnen nichts auszuschliessen und uns erlauben alles zu denken, zu fühlen, zu wollen und zu sein, dann wird etwas gross und weit in uns und wieder könnte ich es Liebe nennen, eine Liebe, die auch den Schmerz nicht ausschliesst.

Ich kann weinen bei traurigen, bei romantischen, bei berührenden Filmen und auch dann, wenn ich Aufwiedersehen sagen muss. Ich fühle mich immer noch manchmal alleine. Vielleicht werde wieder ein bisschen abhängig von Männern und Menschen; ich habe Sehnsüchte und Wünsche und manchmal bin ich grundlos tief traurig. Aber: I stand by myself. Auch in den schwierigen Zeiten. Ich rück mir näher auf den Leib, ich fühl mir auf den Zahn und erkenne mehr und mehr was dahinter liegt. Etwas Grosses, Weites. Etwas Schönes.

Go deeper, don`t be afraid, sagt diese namenlose Stimme, die immer wieder mal zu mir spricht. Hab keine Angst. Vor dem Alleinsein. Hab keine Angst vor dir selbst. Alles, was du jemals gesucht und gewollt hast und dir wünschen kannst, liegt dort in dir.

Und das heisst nicht, das wir unser Glück nicht auch in einem Mann, in einer Frau suchen und auch finden können und sollen. Wir gehen unsere Wege immer alleine und doch gemeinsam. Aber wir sollten nie vergessen, dabei bei uns selbst zu bleiben. Uns selbst nicht zu verlassen. Und tiefer zu gehen. Weiter zu werden. So unendlich weit, dass auch die Angst und die Sehnsucht ihren Platz in uns bekommen; so weit, so gross, bis wir das sind, was wir uns alle so sehr wünschen: Liebe.

 

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