Jede Grenze (in uns) ist nur ein Gedanke.
Ein ich muss, ich soll, ich darf nicht, ich kann nicht, das ist gut und das ist schlecht.
Ich bin schuldig, sagen wir, dann wenn wir etwas tun, das gegen dieses Wertesystem, das wir in uns tragen (und immer auch im Aussen in Form von allen möglichen Konditionierungen existiert) verstossen.
Jede Grenze ist immer nur ein Gedanke.
Und wenn wir anfangen uns zu erlauben ich kann und ich darf zu sagen, wird etwas weit in uns. Wenn wir innerlich beginnen uns selbst und der Welt zu erlauben, so zu sein, wie das Leben in und um uns sein will, wenn wir weit werden, dürfen sich Sachen zeigen, die sich in der Enge des Denkens nicht zeigen durften, weil wir es uns verboten haben.
Es ist ein oft unmerklicher Kampf, den wir austragen. Gegen das Schlechte, das Böse, gegen das, was sich nicht gehört, gegen das, was man nicht machen, oder nicht einmal denken darf. Wir werten und verurteilen uns selbst und so gerne auch die anderen, die tun, was man einfach nicht tun darf, weil man es nun einmal einfach nicht tut. Punkt.
In dieser Welt „da draussen“, genauso wie in uns selbst, gibt es so viel Dunkelheit, wie es Helligkeit gibt, Gut und Böse reichen sich die Hand, aber wir wollen immer nur sehen, fühlen, er-leben, was sich gut anfühlt, was sich gehört und wir sind – oft unmerklich – im Kampf gegen das, was wir nicht wollen, dürfen, sollen, gegen das Böse, das Dunkle in und um uns.
Werte nichts und niemanden, auch nicht dich selbst, lehrte mich mein Schamanen-Freund: das ist die Liebe, die sich die Welt ersehnt. Er hat mit Menschen gearbeitet, die andere Menschen umgebracht haben, gefoltert gequält und er ist gleichzeitig so tief in die eigene Dunkelheit gestiegen, akzeptierend, liebend, dass er eine Weite mit sich trägt, in der alle/s willkommen ist.
Wenn wir etwas nicht wollen, weil es sich nicht gehört, weil sich unseres inneres Wertesystem – aufgebaut durch Gedanken – dagegen wehrt, dann kommt es wieder und wieder, weil es gesehen, akzeptiert, gelebt und integriert werden will.
Und aus eigener Erfahrung weiss ich: Nur die Öffnung, Hingabe und Annahme von allem, was sich zeigen will; ob gut oder schlecht, hell oder dunkel, ermöglicht Freiheit, in der man nicht mehr kämpfen muss, nicht mehr versuchen muss, ein guter Mensch zu sein, etwas richtig zu machen, besser zu werden. Es ist das Leben, das fliessen darf, endlich wieder pulsierend in unserem Körper fliessen kann, dann wenn wir Ja-Sagen zu dem, was auch immer das Leben in und um uns zeigen will.
Es entsteht Freiheit, in der sich die Angst vor dem Schlechten und Dunklen auflösen darf, weil es immer weniger gibt, vor dem wir uns zu ängstigen brauchen, dann wenn wir uns allem in und um uns öffnen, dann wenn wir uns erlauben zu sein, wie wir sind und nicht so, wie wir sein sollten.
Dann wenn wir unseren inneren Kritiker nicht ausschalten, aber freundlich zur Seite bitten und das Leben geniessen, in seiner Fülle, die zwischen Dunkel und Hell alle möglichen Grau- und Farbtöne in sich trägt, wenn wir aufhören zu kämpfen, gegen das Schlechte, Dunkle, Böse, dann werden wir frei und mutig, alle/m zu begegnen, das uns in Form von Menschen, Gefühlen, Situationen, Sehnsüchten begegnen will.
Jede Grenze ist immer nur ein Gedanke.
Erlaube dir „schlecht“ zu sein, erfühle deine Grenzen von Richtig und Falsch, ich darf das und dies nicht und gehe nur ein einziges Mal darüber hinaus. Erlaube dir dunkel zu sein, etwas zu denken, vor dem du dich vor dir selbst schämst, erlaube dir zu sein, was sein will. Und vielleicht erfährst du dann, wie etwas in dir sich auflösen, sich er-lösen darf, weil es da-sein kann, ohne bewertet, verdrängt und unterdrückt zu werden. Wenn wir uns den Schatten stellen, dann merken wir, dass Schatten zwar gross und gefährlich scheinen, sie aber uns niemals wirklich etwas anhaben können.
Das Leben ist auch dunkel. Und wir alle tragen diese Dunkelheit in uns, ob wir wollen oder nicht. Aber das Dunkle ist nicht schlecht, es ist einfach nur ein weiterer Aspekt vom Leben, das wir selbst sind.
Und das Leben, das wir sind, will ganz sein und diese Ganzheit zeigt sich dann, wenn wir hinabsteigen, tief in uns gehen, dorthin, wo Dunkelheit und Helligkeit sich die Hand geben und alles sein darf, wie es sein will.
