lange haben wir unter der erde gelebt
unter dem schutzmantel der scham, in der dunkelheit der angst, haben wir unsere münder verschlossen, nichts gesagt und nur alleine geweint, dann wenn uns niemand sehen konnte
wir haben unseren blick gesenkt und kaum merklich genickt; alles ist gut, sagten wir wie zu uns selbst
es gibt nichts zu tun, die zeit regelt und ändert sich stetig und die erde, die uns einst bedeckte und scheinbar schutz bot – sie bebt
unmerklich erst und doch unaufhaltsam versetzen sich berge, werden flüsse überschwemmt
seen ungeweinter tränen und ganze schwälle ungesagter worte schwappen über mauern, die wir einst erbauten in der dunkelheit der unwissenheit über das, was wir tatsächlich sind
hab keine angst, flüstert die nacht
du brauchst nichts zu tun
nur zu atmen
die erde, die dich einst bedeckte, sie bebt
und langsam aber stetig werden berge versetzt
und flüsse überborden die grenzen, die sie und du dir einst gesetzt
aus der scham, in der dunkelheit der angst, werden wir neu geboren
in ein, zwei jahren
heute und morgen
und immer jetzt
hab keine angst
dann, wenn die erde bebt
berge werden versetzt
und die flüsse
und dein atem
sie weisen dir den weg