BIST DU DA?

Ich habe lange nicht geredet. Ich war stumm wie ein Fisch.
Heute rede ich viel, aber oft noch fällt es mir schwer auszusprechen, was mich wirklich bewegt, mich für meine Bedürfnisse einzusetzen, Stop zu sagen, oder aber um Hilfe zu bitten.
Ich habe lange nicht geredet. Mein familiäres Umfeld hat es mir nicht erlaubt, mich mit meinen Bedürfnissen, Gefühlen, Ängsten und Wünschen zu zeigen. Frauen hatten seit Generationen keine Stimme in meiner Familie.
Ich war stumm wie ein Fisch. Schmerz und Wut habe ich gegen mich gerichtet, mich geritzt, gekifft, geklaut wie eine Elster.
Auf langen Reisen durch fremde Länder und in meine Innenwelt, in Therapien, mit Pflanzenmedizin, durch meine Yogapraxis, in Beziehungen und Freundschaften … habe ich mich Schritt für Schritt befreit, von meinem vererbten und antrainierten Maulkorb.
Ich habe gelernt zu reden. Und ich lerne weiter.
Es fällt mir manchmal immer noch schwer, meine Bedürfnisse und Gefühle mitzuteilen, wirklich zu sagen, was mich stört, bewegt, was ich brauche. Es ist mit einer diffusen Angst verknüpft, andere zu verletzen, anzuecken, falsch zu liegen, verlassen zu werden.
Oft ist es die Angst, dass es das Gegenüber nicht erträgt – mich nicht erträgt. Also trage ich selbst, ganz vieles. Ich trage und ertrage, schlucke hinunter, was mir auf der Zunge liegt und auf dem Herzen brennt.
Und ich weiss, dass es ganz vielen so geht. Viele von uns, vor allem wir Frauen, kennen unsere Bedürfnisse kaum, und wenn sich doch welche zeigen, dann werden sie unterdrückt, verdrängt, klein geredet.
Viele haben das Gefühl, nicht das Recht haben, sie geben sich selbst nicht das Recht, gesehen und gehört zu werden, sie sind sich selbst nicht wichtig genug, Bedürfnisse zu haben und auch einmal selbst getragen zu werden, nach Jahren des Ertragens und Erduldens.
Es ist die Angst zu viel und falsch zu sein, die Angst sich zu zeigen, laut zu werden, oder verletzlich zu sein und auch die Angst vor wirklicher Nähe.
Viele kennen die eigene Stimme nicht.
Und ich meine nicht die herzige, liebliche, spirituelle Stimme, die schön und gut und nett sein will. Ich meine die hässliche, laute, fordernde, anklagende, wütende, wilde, nährende, empathische – die menschliche Stimme, die aus dem Bauch und aus dem Schoss spricht, immer verbunden mit dem Herzen.
Die Stimme, die kein falsch oder richtig kennt, sondern die die den Impulsen folgt, roh und echt. Die Stimme, die laut sein will und auch schweigen kann.
Viele leben abgetrennt von sich selbst, von den Gefühlen, Bedürfnissen und der eigenen Stimme. Aus Angst sich selbst zuzuwenden, radikal und ehrlich und aus sich selbst zu reden und zu leben, wenden sie sich den anderen zu; umsorgen, helfen, therapieren. Und verstummen.
Ich habe lange nicht geredet. Ich war stumm wie ein Fisch. Als hätte ich lange nicht wirklich existiert. Ein Schattendasein, in meinem schwarz gestrichenen Zimmer, wäre ich fast erstickt an unausgesprochenen Tränen, zurückgehaltenen Worten und ganz viel unterdrückter Wut.
Ich habe gelernt – und lerne immer noch – zu reden. Bei mir zu sein, meinen Körper zu bewohnen, mich zu verbinden, mit dem Leben, das durch mich fliesst und leben, reden, fühlen will. Das echt und ehrlich sein möchte, nicht nur lieb und gut, sondern auch laut und fordernd und immer still.
Was willst du, was fühlst du?, frage ich mich selbst immer wieder.
Und ich frage es heute auch dich. Sprichst du, lebst du – bist du da?
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