In der Schule werden wir gelehrt, die Dinge gut zu machen. Gute Noten zu schreiben, schöne Bilder zu malen, Regeln zu befolgen, Masken zu tragen. (Nein, ich meine nicht (nur) die Corona-Masken der neuesten Zeit) Ich meine diese merkwürdigen Gesichter und Geschichten, die wir uns aneignen, um zu über-leben, in einer doch manchmal grausam strengen Welt. Wo zum Beispiel unsere gemalten Bilder in der Schule benotet werden.
Vielleicht deshalb habe ich meinen Job als Zeichenlehrerin an den Nagel gehängt. Ich höre immer noch das Türeknallen eines Jungen, nachdem er eine schlechte Note für ein Bild bekommen hat, auf das er mächtig stolz war, das aber den Anforderungen der Maturitätsjury nicht genügte. Ich bin mir sicher, er hat nie wieder ein Bild gemalt.
In der Kunstschule wurde mir gesagt, ich könne nicht malen. Mein Glück, so habe ich mich auf Foto, Video, Performance und auf das Schreiben konzentriert und mein Malen schon damals als Therapiemöglichkeit entdeckt.
Seit ein paar Wochen arbeite ich auf dem immer gleichen Blatt Papier. Schicht um Schicht erzählt das Bild mir Geschichten – Geschichten, die ich vergessen, verdrängt oder unter meinen Masken versteckt halte. Ich rede mit dem Bild und wenn ich zuhöre, dann antwortet es.
Es sind traurige Worte, die von Verlust erzählen, flüsternd, sanft. Wütend reimt es Wort an Bild und lustig lächelnd erinnert es mich an dies und jenes. Weisst du noch?
In einem Bild kann sich alles zeigen. Unbewusstes, Verdrängtes, Helles und Dunkles – die Geschichte eines Individuums und gleichzeitig der ganzen Menschheit.
Es ist eine merkwürdige Zeit, nicht wahr? Fühlt ihr es auch? Ein bisschen so, als würde die Zeit still stehen, als würde die Welt den Atem anhalten und gespannt, besorgt und erwartungsvoll auf den nächsten Schachzug warten.
Wir wissen längst nicht mehr, wo die Reise hin geht. Oder werden schmerzlichst daran erinnert, dass wir es eigentlich noch nie wussten.
Viele kämpfen sich im Aussen müde, diskutieren und parodieren. Sind dagegen oder dafür. Ich war lange in der Punkerszene, konnte aber damals schon nie ganz dagegen sein, gegen irgendetwas da draussen.
Es führte mich stattdessen immer wieder nach innen. (Und das bedeutet nicht, dass ich meine Augen schliesse vor dem, was vor sich geht – ganz im Gegenteil) Aber auch im Innen, ganz nah bei mir, bei dir – bei und in uns selbst, findet sich auch das Aussen wieder, die gleichen Kämpfe, das Dafür und das Dagegen, das Helle und das Dunkle in allen Schattierungen.
Und es wartet darauf, von uns gesehen, gehört zu werden, es spricht mit uns, wenn wir genau hinhören, es lässt sich tanzen, bewegen, schreien, tönen, kotzen und malen.
Es wartet auf Befreiung, die darin besteht, gefühlt zu werden.
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Gerne begleite ich dich in deiner Befreiung (deines Bildes). Dafür musst du nicht malen können, ganz in Gegenteil 😉
Im Rahmen meiner Ausbildung suche ich noch Personen, die sich über ein paar Sitzungen zum reduzierten Preis kunsttherapeutisch begleiten lassen. Melde dich für mehr Infos unter 076 393 93 28 oder lbianchi000@gmail.com
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Text: Oktober 2020
Bild: Oktober 2020; Stadium 1: Mein (inneres) Kind zeigt sich