Ganz oft bleiben wir. Wir bleiben. In Beziehungen, in Arbeitsverhältnissen, in Wohnungen, mit Freunden, in einem Land. Wir bleiben. Niemand zwingt uns. Nur diese Stimme, die sagt: Es ist doch nicht so schlimm. Es wird sicher wieder besser.
Man kann nicht alles haben, wird uns von Kind auf gelehrt. Man muss Kompromisse und Abstriche machen im Leben, mahnen uns unsere Eltern. Und halten uns klein. Und so träumen wir ganz klein. Schauen uns das, was uns vorgelebt wird ab und sagen dann: das ist halt so, das Leben.
Eigentlich haben wir uns sehr gerne und es immer noch so gut, sagen viele Paare. Diese Wohnung ist doch so günstig. Und die Schweiz ein schönes Land. Ich habe viele Kinder und kann doch nicht, sagen die, die Eltern sind und die, welche sich familienlos durchs Leben schlagen: Ich kann das doch nicht, so ganz alleine.
Und so bleiben wir. Obwohl wir nicht bleiben wollen. Aber wir bleiben, weil wir der Angst glauben und denen, die sagen, das geht doch nicht. Wir können doch nicht, sagen wir also zu uns selbst.
Aber neben der Angst, da gibt es diese leise Stimme, die nur noch selten zu uns spricht, in langen Nächten, dann, wenn uns die Sehnsucht besucht und uns der Mut für einen kurzen Moment lang unter die Arme greift.
Und diese Stimme sagt: Und du kannst doch!
Du kannst gehen, wohin du willst. Du kannst einen Mann verlassen, auch wenn ihr es immer noch gut und auch wenn ihr Kinder habt. Manchmal gerade dann, wenn ihr Kinder habt. Du kannst deinen Job kündigen und Neues wagen. Fremde Länder bereisen und fremde Männer küssen. Und wenn dir das zu unmöglich scheint, fern und beängstigend weit – dann fang klein an. Schneide deine Haare kurz. Lerne tanzen, trotz und mit der Scham. Fühle. Die Scham und die Angst.
Such dir eine Hand, die dich hält, einen Menschen, der dir zuhört und dann mach es trotzdem – trotz der Zweifel und mit der Angst.
Verlass ihn oder sie. Oder gib eine zweite Chance. Greif zum Telefon. Buch dir ein Ticket. Sei wahrhaftig. Sei gross. Sei ehrlich. Zu dir selbst und somit zu allen anderen. Auch wenn es weh tut. Wahrhaftigkeit tut manchmal weh. Aber scheinbar nur. Denn alles wird getragen und wenn wir uns mutig unserer Sehnsucht stellen und uns auf unseren Weg machen – ohne zu wissen, wohin er führt – dann sind wir lebendig und frei. Und Freiheit macht Angst.
Und so bleiben wir.
Manchmal bleibe ich. Auch wenn ich weiss, dass es Zeit ist. Für den nächsten Schritt. Aber Indien hat mich gelehrt. Zu gehen, weiter, dann wenn es sich bemerkbar macht, das Neue, das sich zeigen will – der Wind weht dann meist ein bisschen stärker und flüstert leise: es ist Zeit; loszulassen und weiterzugehen.
Und dann, wenn du es spürst: dann tu es. Trotz der Angst. Freiheit macht Angst. Das ist vielleicht ihr Preis.
Lass dir nichts einreden – und red dir selbst nichts schön. Überraschungen gedeihen in der Ungewissheit und die Sehnsucht nach Sicherheit, die nehmen wir an der Hand und bauen sie ein in unseren Traum von einem Leben, gross und frei.
Und manchmal und manche sollen wohl lernen Kompromisse zu machen. Sich ein- und niederzulassen. Und auch das kann Angst machen. Und so sind wir alle auf unserem ganz eigenen Weg – zurück zu uns selbst, in die Freiheit. Die Angst macht. Aber lockt und ruft. Und wunderschön ist.
……………………..
Meine Reise hat mich in Indien zu Maa Gyaan Suveera geführt, die mich in die Welt des Tarot eingeweiht hat. Jede Karte kann unterschiedliche Bedeutung/en annehmen, je nach Situation oder Nachbarkarte. Heute hat mir die Karte „Kompromiss“ oben publizierten Text geflüstert.
Anfragen zu Tarot Readings per PN oder unter lbianchi000@gmail.com
❤
……………………..